21.10.2023

Wagenknecht gründet ihr nächstes Projekt. Endlich.

Die Gründung von „Bündnis Sahra Wagenknecht“ erlöst DIE LINKE aus einer unmöglichen Situation.

 

Fünf Jahre nach der gescheiterten Gründung der Bewegung „Aufstehen“ versucht Sahra Wagenknecht es erneut. Nachdem sie monatelang öffentlich über die letztlich unzweifelhaft geplante Gründung eines zur Partei werdenden Vereins orakelte, wird nun das »Bündnis Sahra Wagenknecht – für Vernunft und Gerechtigkeit« vorgestellt.

Für die Partei DIE LINKE ist es ein herber Verlust und eine Befreiung zugleich. Die Ursache für die nun endgültige Trennung zwischen Sahra Wagenknecht und der Partei, die sie seit den frühen 1990er Jahren prägte, die eine jahrzehntelang schwierige Beziehung miteinander führten, liegt weder allein bei Sahra noch allein bei der Partei. Darin stimme ich mit Dietmar Bartsch überein.

Mit Sahra Wagenknecht verlässt eine ebenso kluge wie populäre Frau die Partei. Das ist ein Verlust – vornehmlich intellektuell, weniger politisch. Denn das Verlustgefühl wird für jemanden wie mich, der in der Partei verbleibt, erheblich dadurch gemildert, dass Sahra Wagenknecht und DIE LINKE schon seit viel zu langer Zeit nicht mehr zwei Seiten einer Medaille, sondern zwei verschiedene und zunehmend gegensätzliche politische Akteure sind.

Zuletzt ähnelte der Umgang Sahra Wagenknechts mit ihrer vormaligen Partei und der Bundestagsfraktion, der sie bis heute angehört, dem Verhalten desjenigen WG-Bewohners, der die Miete nicht mehr zahlt, weil er sowieso ausziehen will, sich aber noch aus den Kühlschrankfächern seiner Mitbewohner:innen bedient, über die er aber öffentlich schlecht redet und sie bei potenziellen Nachmieter:innen anschwärzt.

Dass diese verkrachte Beziehung überhaupt solange hielt, ist allein der gegenseitigen Abhängigkeit geschuldet. Wagenknecht bekam Öffentlichkeit als Partei-Dissidentin, die Partei verlor nicht noch mehr Ressourcen, Mandate und Öffentlichkeit. Andererseits wurde innerhalb der Linkspartei immer klarer, dass der Verlust an Erkennbarkeit, Politikfähigkeit, der Möglichkeit offen über Fehler zu sprechen und Kurskorrekturen vorzunehmen, mit Sahra Wagenknecht und ihren Anhänger:innen vermutlich stärker ist, als ohne sie. [...]

Der Volltext dieses Beitrags findet sich auf dem Community-Blog der Wochenzeitung "Der Freitag".