02.02.2018

Geschichte aus Porzellan

Interview der TLZ mit Minister Prof. Dr. Hoff

Sommer, Gerlinde, Geschichte aus Porzellan, in: TLZ vom 2. Februar 2018.

Warum sind diese Stücke den Ankauf wert?

Es gibt dafür im Wesentlichen drei Gründe: Man kann damit Regionalgeschichte sowie Industrie- und Handwerksgeschichte und zugleich eine Stück Demokratiegeschichte erzählen. Dieses Porzellan gehört zu unserem kulturellen Gedächtnis in Thüringen. Wir ermöglichen, dass diese Stücke jetzt wieder öffentlich zugänglich sind.

 

Inwiefern haben diese Teller und Vasen denn etwas mit der Thüringer Demokratiegeschichte zu tun?

Vor 100 Jahren haben die Herzöge abgedankt und aus den Fürstentümern wurden demokratische Staaten. Das ist auch deshalb passiert, weil  sich der Thüringer Adel in den Jahrzehnten zuvor darum gekümmert hatte, die Wirtschaft zu modernisieren. Mit der Herausbildung der Industrie entstand eine Arbeiterschaft und mit ihr die Sozialdemokratie. Das ist die eine Seite.

 

Und die andere Seite?

Porzellan war ursprünglich für die Fürstenhäuser Ausdruck von Macht und Prunk. Deshalb gab es in Meißen die Königliche Porzellanmanufaktur, in Berlin die Preußische und in unterschiedlichen thüringischen Residenzen ebenfalls vielfältige Porzellanherstellung. Und genau im Zeitraum der ökonomischen Modernisierung wurden Techniken entwickelt, die Porzellan auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machten. Sehr gut gezeigt wird dies auf der Leuchtenburg bei Kahla.

 

Was bedeutete es, dass das Volk sich jetzt Porzellan leisten konnte?

Das ursprüngliche Bedürfnis, sich über Porzellan in seinen Esskultur von den unteren Schichten abzugrenzen, fand ein Ende. Es kam auch auf diesem Gebiet zu einer Demokratisierung – und  das sollte in den Meininger Museen durchaus erzählt werden anhand diesen Exponaten.

 

Wie werden solche Ankäufe finanziert?

Wir haben seit Jahren im Haushalt einen Titel, der genau dafür dient, solche Kunstankäufe zu ermöglichen. Er beträgt in diesem Jahr 200 000 Euro im Jahr. Die Kulturstiftung der Länder, in die wir einzahlen, hat den Zweck, dies zu unterstützen. Und es gibt mit der Ernst von Siemens Kunststiftung auch noch einen privaten Partner, der der öffentlichen Hand dabei hilft. Wir schauen bei solchen Erwerbungen vor allem auch auf das, was uns Museen und Galerien mitteilen.