15.04.2016

Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Konzentrationslager Buchenwald

Medieninformation der Thüringer Staatskanzlei vom 15.4.16

Als einen Ausdruck des aufrichtigen Bemühens, aus dem größer werdenden zeitlichen Abstand zur Hitler-Diktatur keine innere Distanz zu den Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung werden zu lassen, bezeichnet Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, die neue Dauerausstellung zur Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald unter dem Motto „Ausgrenzung und Gewalt. Buchenwald 1937 bis 1945“.  Anlässlich der Ausstellungseröffnung am 17. April 2016 versichert der thüringische Staatskanzleichef und Vorsitzender des Stiftungsrates, das Andenken an die Verfolgten aus ganz Europa und die Würdigung ihres Leidens und Sterbens sei nicht nur ein zentraler Auftrag der Gedenkstätte Buchenwald: „Die Erfahrungen der Opfer des Nationalsozialismus als Teil der öffentlichen Erinnerungskultur zu bewahren, ist eine politische Aufgabe, der das Land Thüringen große Bedeutung zumisst.“

In Zusammenarbeit mit Überlebenden, Historikern und Pädagogen habe die Gedenkstätte die museologischen und didaktischen Grundlagen ihrer Ausstellung überdacht und auf nachfolgende Generationen mit gänzlich anderen Erfahrungshorizonten ausgerichtet. Die neue Dauerausstellung wolle ganzheitliche Bildungsprozesse sowohl durch kognitive Annäherungen an die Geschehnisse auf dem Ettersberg als auch durch emotionale Zugänge zum Leiden der Verfolgten in Gang setzen. Besonderes Anliegen der neuen Dauerausstellung sei es, die Einbettung und Verwurzelung der nationalsozialistischen Gewaltverbrechen in der Gesellschaft herauszuarbeiten.

Aus Hoffs Sicht werde eindrucksvoll dargestellt, dass vom System der Konzentrationslager – es spannte sich Anfang der 40-er Jahre mit hunderten von Außenstellen wie ein dichtes, tödliches Netz über weite Teile Europas – unmittelbar und mittelbar die gesamte Gesellschaft profitierte: die Nationalsozialisten und ihre Sympathisanten, die Nutznießer der Arisierungen, Unternehmer wie Bauern, die Zwangsarbeiter einsetzten, so wie die Techniker wie die Firma „Topf und Söhne“, die mit innovativen Krematorien ein Vermögen verdienten. „In diesem dichten Geflecht der Beziehungen werden die Verbrechen der Nationalsozialisten aus ihren Ideologien, Zielen und Motiven heraus erläutert.

Ein pädagogisch kluger Weg, um der Dämonisierung der Täter entgegenzuwirken und so die innere Distanzierung von deren Taten zu erschweren“, sagt Benjamin-Immanuel Hoff. Er mahnt: „Geschichte ist immer nur so weit präsent und lebendig, wie es Menschen gibt, die sich ihrer erinnern wollen. Eine Gesellschaft verfügt nur dann über ein reflexives Geschichtsbewusstsein, wenn sich eine kritische Öffentlichkeit mit ihrer Herkunft beschäftigt und reflektierte Lernerfahrungen einfordert.“

Genau darin bestehe der öffentliche Auftrag der Gedenkstätte Buchenwald: Sie rege als offener Lernort zu kritischem, selbstständigen Nachdenken über Geschichte an, ohne den Besucherinnen und Besuchern die konkreten Lerninhalte zu diktieren.

Kulturminister Hoff dankt im Namen des Landes Thüringen allen, die an der Neukonzeption der Dauerausstellung mitgewirkt haben: allen voran den Zeitzeugen, insbesondere Bertrand Herz und dem unvergessenen Floreal Barrier, für ihre intensive Unterstützung dieser Exposition und ihre unverzichtbaren Erinnerungen und Prof. Knigge mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gedenkstätte, die vorausschauend neue Formen und Wege der Repräsentation des Vergangenen suchten und fanden. Er dankt auch dem Wissenschaftlichen Kuratorium der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora für ihre Unterstützung, die Ausstellung auf dem Niveau moderner zeithistorischer Forschung zu präsentieren, sowie Kulturstaatsministerin Frau Prof. Grütters und dem Bund für die finanzielle Förderung.