05.10.2017

Perspektiven für Museen

Beitrag auf dem Blog von www.freitag.de vom 5. Oktober 2017

Das Museum ist, wie Walter Grasskamp vor einiger Zeit in einem FAZ-Beitrag feststellte, das Chamäleon unter den Kulturinstitutionen: "Es ist Heimatmuseum oder Hauptstadtattraktion, Stadtteilforum oder Touristenmagnet, kommunal oder staatlich, privat oder öffentlich, menschenleer oder touristenbelagert. Und die Liste der Gegenstände, Personen und Ereignisse, denen es sich widmen kann, ist schier endlos. Es ist daher schwer, Thesen über das Museum aufzustellen, für die sich nicht sofort Gegenbeispiele finden lassen."

Das Museum ist gleichermaßen Kulturexport, wie unverzichtbares Inventar unserer Städte. Wenn der Bibliotheksverband die städtischen Bibliotheken jüngst die "Wohnzimmer der Städte" nannte, so kann das Museum ebenfalls den Anspruch des genuinen Stadtmöbels erheben. Das Museum ist heute, noch einmal mit Grasskamp gesprochen der städtische Mittelpunkt, "wie bei den Griechen die Agora, bei den Römern ein Forum oder in der Gotik ein Dom – sei es als urbanes Accessoire oder als dramatisch ausgeleuchteter Erinnerungsschacht, als strenge Bildungsanstalt oder prächtiges Bilderhaus".

Und dennoch stehen die Museen am Ende der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts vor einem ganzen Bündel von Herausforderungen, die zu bewältigen sie ohne die gemeinschaftliche Unterstützung insbesondere der Länder und Gemeinden, aber auch des Bundes und privater Mäzene, Förderer und Spender zu lösen wohl nur sehr eingeschränkt in der Lage sein werden. Über welche Museen reden wir hier? Insbesondere die kleinen Häuser, abseits der Metropolen, die jedoch die absolute Mehrheit der Museumslandschaft, nicht allein in Thüringen ausmachen.

Die Herausforderungen der Museen, die neben die klassischen Aufgaben des Sammelns, Bewahrens, Forschens, Ausstellens und Vermittelns treten, können mit den Stichworten Kulturelle Bildung, Fachkräfte- und Nachwuchsgewinnung, Kulturgutdigitalisierung und Inventarisierung, Provenienzforschung, zeitgemäßem Marketing und kulturspartenübergreifenden Tourismusstrategien skizziert werden und sind dennoch nur eine unvollständige Aufzählung.

Angesichts dessen haben 27 Jahre nach der Wiedergründung des Freistaates Thüringen in Folge der Wende in der DDR der Museumsverband und die Landesregierung erstmals eine gemeinsame Entwicklungsstrategie für die Thüringer Museumslandschaft vorgelegt und unter die Überschrift "Museumsperspektive 2025" gestellt.

Der Präsentation der Entwicklungsstrategie auf dem Museumsverbandstag 2017, der auf der Heidecksburg in Rudolstadt stattfand, ging ein rund zweijähriger Erarbeitungs- und Diskussionsprozess voraus, der in seiner methodischen Herangehensweise ebenso wie der betont nicht-hierarchischen, sondern partnerschaftlichen Zusammenarbeit im Bundesgebiet seinesgleichen sucht.

 

Historisch gewachsene dezentrale Konzentration der Thüringer Museen

Allein im Thüringer Museumsverband sind aktuell über 230 Museen und Gedenkstätten organisiert. Der größte Teil sind mittlere und kleinere Einrichtungen. Sie konzentrieren sich nicht auf die größeren Städte wie Erfurt, Weimar oder Jena, sondern sind weit in der Fläche verstreut. Von Norden bis Süden - vom Besucherbergwerk Rabensteiner Stollen in Ilfeld bis zum Zweiländermuseum Rodachtal im Süden, von der Gedenkstätte Point Alpha im Westen bis zum Heimatmuseum Gößnitz im Osten − überzieht ein dichtes Netz an Museen und Gedenkstätten das Land.

Wer diese Vielfältigkeit verstehen will, muss sich sowohl mit der räumlichen Struktur als auch der historischen Entwicklung Thüringens vertraut machen. Das Land ist anders, als z.B. Brandenburg mit dem metropolitanen Verflechtungsraum Berlin und Potsdam oder Sachsen mit den drei großen Städten Leipzig, Dresden und Chemnitz, geprägt durch ein dichtes Netz von wenigen größeren aber vielen mittleren und kleineren Städten. Dieses Städtenetz im ländlichen Raum mit Entfernungen von nur 30-50 Kilometern verfügt über eine bundesweit einmalige Dichte historisch gewachsener, häufig jahrhundertealten Kulturinstitutionen. Darunter Kulturdenkmäler wie rund 170 Schlösser, Burgen, ergänzt um mehr als 300 Herrenhäuser und Gärten aber auch Institutionen wie Theatern und Orchestern sowie eben weit mehr als 230 Museen, die ebenso auf herzogliche Sammlungen und Gründungen zurückgehen, wie auf städtische-bürgerschaftliche Initiativen, in der DDR entstanden oder nach 1990 neu gegründet wurden (2016: Deutsches Burgenmuseum auf der Veste Heldburg) oder werden (2019: Bauhaus-Museum Weimar). Hinzu kommt die höchst lebendige Gegenwartskunst, für die beispielhaft die neun großen landesfinanzierten Festivals stehen.

Thüringen, das 1920 aus dem Zusammenschluss verschiedener zu Republiken gewordener früherer Herzogtümer - ohne den durch Volksentscheid nach Bayern gewechselten Freistaat Coburg und ohne die preußische Provinz Sachsen mit der Hauptstadt Erfurt - entstand und nach dem 2. Weltkrieg mit den ehemaligen preußischen Landesteilen bis zur Auflösung der Länder in der DDR existierte, hat kein Zentrum und keine Hauptstadt im klassischen Sinne. Die üblichen Funktionen einer Hauptstadt sind in Thüringen auf die Städte Erfurt (Repräsentanz der politischen Hauptstadtfunktion), Weimar als Kultur- und Jena als Wissenschaftshauptstadt verteilt, während die ehemaligen Residenzstädte (z.B. Rudolstadt, Gotha), freien Reichsstädte (z.B. Mühlhausen) und vormaligen Bezirksstädte der DDR (z.B. Gera) eine weiterhin prägende regionale Funktion, insbesondere mit ihren spezifischen kulturellen Verdichtungen wahrnehmen.

 

Gestiegene Kulturausgaben des Landes - Unterstützung der Kommunen

Kulturpolitik des Landes in einem Gemeinwesen wie Thüringen ist in irgendeiner Form stets kommunale Kulturpolitik. Deshalb investierten im Freistaat Thüringen investierten Land und Kommunen alleine im Jahr 2013 (letzte vorliegende Daten des Kulturfinanzberichtes 2016) 303,3 Mio. EUR an Grundmitteln in die kulturelle Infrastruktur Thüringens. Dies entsprach 140,36 EUR pro Kopf der Thüringer Bevölkerung. Der Kommunalisierungsgrad der Kulturausgaben, also der Anteil, den nur die Kommunen tragen, lag in Thüringen 2013 bei 44,9% - dem nach Rheinland-Pfalz niedrigsten Wert aller Länder. Gemessen am Gesamthaushalt gab Thüringen im Bundesvergleich – nach Berlin und Sachsen – im Jahre 2013 den größten Anteil für Kultur aus. Bei den Pro-Kopf-Ausgaben lag der Freistaat unter den Flächenländern nach Sachsen sogar auf Platz 2.

Es kann zutreffend eingewandt werden, wie vom Autor in einem anderen Beitrag auf diesem Blog dargelegt wurde, dass der Anteil der Kulturausgaben bezogen auf die Bevölkerungszahl für sich genommen kein Qualitätsmerkmal darstellt. Er ist vielmehr Ausdruck des Spannungsverhältnisses zwischen einem überreichen kulturellen Erbe und einer abnehmenden Bevölkerungszahl. Thüringen zählt derzeit 2,2 Mio. Einwohner/-innen und hat gegenüber 1990 rund eine halbe Million Menschen verloren. Die Bevölkerungsprognose geht trotz Zuwanderung von einem Netto-Rückgang auf unter 2 Millionen Menschen aus, was einem Rückgang von rund 25% gegenüber 1990 bedeuten würde. Diese Bevölkerungsentwicklung geht auch an den Kultureinrichtungen nicht spurlos vorbei. Absinkenden Einnahmen aus dem Solidarpakt II bis 2020 und einer erheblich geringeren Förderkulisse aus Mitteln der Europäischen Kohäsionsfonds stehen Mehraufwendungen bei der Aufrechterhaltung öffentlicher Daseinsvorsorge, zu denen die Kultur als einem wesentlichen Bestandteil zu zählen ist, gegenüber.

Die rot-rot-grüne Landesregierung hat deshalb seit 2014 erhebliche Anstrengungen zur Steigerung der Kulturausgaben unternommen und wird dies - sowohl bei den dauerhaften institutionellen Ausgaben als auch vor allem im Bereich der Investitionsfinanzierung - auch mit dem Doppelhaushalt 2018/2019 fortsetzen. Investitionssonderprogrammen und -förderungen, die nicht allein aus dem Kulturhaushalt, sondern auch der Städtebauförderung, EU-Mitteln und Mitteln der Entwicklung für den ländlichen Raum entstammen, tragen insbesondere zur Stabilisierung und Entlastung der Kommunen bei. Zusätzlich behält das Land den sogenannten Kulturlastenausgleich bei, mit dem Kommunen, die einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Kulturausgaben tragen, vom Land pauschal unterstützt werden.

 

Fundierung der Museumsperspektive2025 durch Empirie

Um die mit der Museumsperspektive2025 vorgelegten Handlungsempfehlungen, die bis Jahresende in einem partizipativen Prozess erörtert und weiter entwickelt werden sollen, zu fundieren, entschieden die für Kultur zuständige Thüringer Staatskanzlei und der Museumsverband, mittels zweier Online-Befragungen, die vom Büro für Kulturevaluation in Karlsruhe betreut und ausgewertet wurde, einen IST-Zustand der Museen zu erheben. Von den rund 230 Mitgliedsmuseen wurden 147 Museen befragt, von denen sich 125 Museen an der Befragung beteiligten. Allein diese hohe Rücklaufquote zeigt das Interesse aber auch die Bereitschaft der Museen, Antworten auf die Herausforderungen der Museumslandschaft zu stellen. Abgefragt wurde ein breites Spektrum, von den Öffnungszeiten über die Nutzung sozialer Medien, die Bewertung der Depotsituation, der personelle Ausstattung, Kooperationen mit anderen Museen und Kultureinrichtungen bis hin zu Freundeskreisen, Fördervereinen dem Inventarisierungsgrad und Restaurierungsbedarf der Sammlungsobjekte.

Das Panorama der Antworten gibt ein vielfältiges Mosaik und zeigt eine Museumslandschaft, die zunächst durch die starke Asymmetrie großer Einrichtungen wie der Klassik Stiftung Weimar und ihren Museen oder der Gothaer Stiftung Schloss Friedenstein und deren Sammlungen, mittleren Institutionen wie dem Zweckverband Mühlhäuser Museen oder städtischen Museumszusammenschlüssen wie in Erfurt oder Gera bis zu kleinen Einrichtungen wie dem Bachhaus Eisenach, die gleichwohl ebenso große wie pekuniär begrenzte Strahlkraft aufweisen.

Die Landesfinanzierung, institutionell ausgereicht und ohne Investitionsmittel, reicht von 1,5 Mio. EUR per anno für das Panorama Museum in Bad Frankenhausen bis zu 21.500 EUR für das Volkskundemuseum Reitzgenschwenda. Diese Museumsfinanzierung soll ab 2018 um eine Million EUR aufgestockt werden.

Es ist der primäre Auftrag von öffentlichen Sammlungen, das kulturelle Erbe allen Bürgerinnen und Bürgern zugänglich zu machen. Wie in anderen Bereichen der Kultur auch ist eine strukturelle Ungerechtigkeit bei der Produktion und Rezeption kultureller Angebote zu konstatieren. Von der staatlichen Förderpolitik profitieren nicht immer alle Bevölkerungsgruppen, sondern hauptsächlich bildungsaffine Schichten.Das sage ich, auch wenn ich um die engagierten Bemühungen vieler Museen weiß, zum Beispiel gerade für Kinder und Jugendliche interessante und niederschwellige Angebote zu machen. Vor diesem Hintergrund ist es der Thüringer Landesregierung ein wichtiges Anliegen, den im Kulturleben unterrepräsentierten Gruppen neue Zugänge zu unseren Museen eröffnen. Das bedeutet, wir müssen das museale Angebot auf ein breiteres und zunehmend heterogenes Publikum abstimmen und dessen vielschichtige Bedürfnisse adäquat berücksichtigen. Die Datenabfrage im Zusammenhang mit der Museumsperspektive hat jedoch ergeben, dass nicht einmal jedes dritte Museum über eine Stelle für Museumspädagogik verfügt.Qualifiziertes Fachpersonal mit pädagogischer Kompetenz bereichert jedes Museum durch Besucherorientierung, zielgruppengerechte Aufbereitung von Inhalten sowie aktive Vernetzung mit anderen Bildungs- und Kultureinrichtungen.Durch engagierte Formen der Vermittlungsarbeit wird die kulturelle Bildung aller Menschen gefördert − seien es Senioren, Migranten oder Digital Natives.

Seit 2009 wird an den Museen in Thüringen digitalisiert.Mehr als jedes dritte Museum (37 %) hat mit der Digitalisierung noch nicht begonnen. An 63 % der Museen ist ein Anfang gemacht. Bei 27 % sind immerhin schon Bestände zwischen einem Viertel bis 100 Prozent digitalisiert. Nicht jedes Objekt der Bestände der Museen wird digitalisiert und online der Öffentlichkeit zu Verfügung gestellt werden können.Die Staatskanzlei arbeitet gegenwärtig zusammen mit dem Wissenschaftsministerium an einem Konzept für die Kulturgutdigitalisierung, die den Museen als Wegweiser dienen soll. Das Land wird die Digitalisierung weiter unterstützen und erwartet im Gegenzug von den Museen, dass sie einheitliche Standards anwenden und eine kompatible Software einsetzen.

 

Tarif- und Entlohnungssituation der Kulturbetriebe zum Thema machen

Die Personalstruktur spiegelt die kommunale und kleinteilige Prägung der Thüringer Museumslandschaft wieder. 13 Museen haben nur einen Beschäftigten, jedes dritte Museum (34 %) hat maximal vier Beschäftigte. Über die Hälfte aller Häuser (58 %) beschäftigen maximal bis zu neun Mitarbeitern. Damit sind personaltechnisch kleine Museen die häufigste Gruppe Thüringer Museen. An zweiter Stelle kommen die mittelgroßen Museen mit einem Mitarbeiterumfang zwischen zehn und 40 Beschäftigen (31 %). Fast ein Viertel alle Beschäftigten verteilen sich auf die vier großen Stiftungen: Auf die Klassik Stiftung Weimar, die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, die Wartburg-Stiftung Eisenach und die Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha. Es zeigt sich, dass Museen, die vom Land institutionell gefördert werden, über eine bessere Personalausstattung verfügen.

Mindestens die Hälfte aller Beschäftigten mit Hochschulabschluss arbeitet auf der Basis von Verträgen, die unterhalb des Äquivalents zum höheren Dienst angelegt sind. Dabei zeigt sich wiederum eine klare Tendenz hinsichtlich der Verteilung nach Arbeitgebern: An den Museen der Stiftungen wird ein sehr großer Anteil der Mitarbeiter mit Hochschulabschluss ab Entgeltstufe 12 bezahlt. Mitarbeiter, die in Museen arbeiten, die von kommunalen Gebietskörperschaften getragen werden, werden viel seltener ihrem Abschluss entsprechend entlohnt. Für eine Landesregierung mit rot-rot-grüner Farbe entsteht daraus ein Handlungserfordernis, die verbesserte Bezahlung qualifizierter Fachkräfte zum Gegenstand der Diskussion mit den kommunalen Trägern von Museen zu machen. Es wiederholt sich hier ein Bild, das bereits aus der Diskussion um die Theater und Orchester bekannt ist: Kommunen sehen Kultureinrichtungen und deren Beschäftigte nicht als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, mit dem selben Anspruch auf angemessene Entlohnung, wie dies bei Stadtwerken und Bäderbetrieben unzweifelhaft vorausgesetzt wird. Insoweit kommt es darauf an, Bündnisse zu schließen, um Kultureinrichtungen mit ihrer spezifischen Energie als "Kulturstadtwerke" der Kommunen ins Gedächtnis zu rufen und auf die tarifpolitische Agenda zu setzen.

 

Perspektive: Bündelung der Kräfte durch verstärkte Kooperation

Die 45 institutionell geförderten Einrichtungen erweisen sich – laut Datenerhebung – als zumeist besser ausgestattet und damit leistungsstärker im Vergleich zu den Museen in Trägerschaft einer Kommune, eines Landkreises oder eines kommunalen Zweckverbandes. Diesem strukturellen Ungleichgewicht soll mit einer vertieften Kooperation der Museen untereinander begegnet werden. Damit vertiefte Kooperation nicht, wie andernorts zu oft praktiziert, die euphemistische Umschreibung der Umsetzung von Kürzungen darstellt, tritt das Land mit der bereits erwähnten Erhöhung von institutioneller Finanzierung, Investititionsmitteln sowie der Beibehaltung bewährter kommunaler Unterstützungsprogramme in die Vorleistung, damit Kooperation tatsächlich einen Mehrwert erbringen kann. Da Kooperation zunächst mit kommunikativem und organisatorischem Mehraufwand verbunden ist, soll auch dies vom Land und dem Museumsverband begleitet werden. Gerade die kleinen Einrichtungen mit geringem finanziellen Budget bedürfen einer stärkeren Unterstützung, um ihre Aufgaben zu erfüllen. Aus Sicht des Landes müssen daher die institutionell geförderten Museen stärker in die Verantwortung genommen werden. Sie sollen einerseits alle vier ICOM-Kriterien erfüllen und andererseits den kleineren Einrichtungen unter die Arme greifen.

Das Land ist überzeugt, dass Museen gemeinsam viele Aufgaben effizienter bewältigen können, etwa in der Museumspädagogik, bei Themenausstellungen, im Marketing oder Kulturtourismus. Drei Viertel der Museen haben in der Befragung angegeben, dass sie im Kulturtourismus die größte Zukunftsaufgabe sehen. Viele Einrichtungen arbeiten bereits mit Tourismusverbänden oder anderen Kulturinstitutionen zusammen. Auch hier liegt auf der Hand, dass gemeinsame und gebündelte Auftritte mehr Wirkung entfalten können.Das Land Thüringen wird die Museen im Kulturtourismus unterstützen, zum Beispiel indem wir die Sichtbarkeit der musealen Angebote verbessern durch die geplanten Kulturportale an zentralen Orten oder den digitalen Kulturreiseführer im Showroom „360 Grad - Thüringen Digital entdecken“. Dafür stehen sechs Millionen Euro Fördermittel aus dem europäischen Investitionsfonds EFRE bereit.

Auch im Hinblick auf die Depotsituation, mit der rund ein Drittel der Thüringer Museen gegenwärtig unzufrieden sind, kommen wir an Kooperationen als möglichem Lösungsweg nicht vorbei. Insbesondere kleine und mittlere Museen müssen einen Kraftakt vollbringen, um ein Aufbewahrungs- und Ordnungssystem vorzuhalten sowie Klimatisierung, Lagerungsbedingungen und Sicherheit der Räumlichkeiten zu gewährleisten. Hier müssen alle Träger und insbesondere die Kommunen mehr zusammenarbeiten.

Vielerorts tauschen sich Museen bereits darüber aus, wie sich die Zusammenarbeit über die Ausstellungstätigkeit hinaus erfolgreich gestalten lässt. Intensive Gespräche gibt es in der Museumsregion Südthüringen sowie zwischen Pößneck und Ranis. Und in Altenburg denken die Naturforschende Gesellschaft (die Trägereinrichtung des Mauritianum), der Landkreis als Träger des Lindenau-Museums und die Stadt über ein „Netzwerk Schlossberg“ nach. Dabei darf man sich nichts vormachen: Netzwerke und Kooperationen sind – gerade am Anfang – harte Arbeit. Es bedarf vieler Gespräche, eines langen Atems und letztlich auch des politischen und ganz praktischen Willens der beteiligten Träger. Für diese Mühen der Ebene sind mit der Museumsperspektive2025 gute Wege vorgezeichnet.