21.09.2006

Die Linkspartei.PDS bei den Wahlen in ostdeutschen Großstädten

Hintergrundpapier von Benjamin Hoff

Die Linkspartei.PDS hat bei den vergangenen Oberbürgermeisterwahlen in ostdeutschen Großstädten wie Rostock, Leipzig, Chemnitz bzw. Mittelstädten wie Görlitz gegenüber den Wahlen zu den Stadtverordnetenversammlungen dramatisch niedrige Ergebnisse erzielt. In den Worten der Leipziger Volkszeitung:
„Die Linkspartei kommt bei den Oberbürgermeisterwahlen in Sachsens Großstäd-ten - wie auch am vergangenen Sonntag in Berlin - auf keinen grünen Zweig mehr. Angesichts dürrer Ergebnisse im ersten Wahlgang wird da sogar auf eine Kandidatur im zweiten Durchgang verzichtet. Dies gilt selbst für Hoyerswerda, obwohl die Stadt bislang von einem dunkelroten Oberbürgermeister regiert wird. Doch diesen Sonntag steht die Linkspartei dort nicht mal mehr zur Wahl.“

Vor diesem Hintergrund, aber auch mit Blick auf absinkende Zustimmungsraten in den In-nenstädten bei überregionalen Wahlen (z.B. Direktmandate) wurde von verschiedener Seite die Frage aufgeworfen, ob insgesamt ein signifikant abnehmendes WählerInnenpotenzial in den ostdeutschen Großstädten anzunehmen sei. Dabei wird auf Annahmen verwiesen, die im Nachgang zur Bundestagswahl 2002 z.B. durch Dietmar Wittich feststellten, dass die PDS insbesondere in ihren Hochburgen, die in der Regel die Verwaltungszentren der damaligen DDR abbildeten, verloren habe. Daraus könne geschlussfolgert werden, dass sich „die ehemalige Dienstklasse der DDR, ihr Nachwuchs und ihr Umfeld“ , die bislang einen zentralen Sockel der PDS-Mitgliedschaft und WählerInnenbasis der PDS stellten von der PDS ab-wenden bzw. auch zahlenmäßig kleiner würden. Die PDS, so diese Auffassung, verlöre in der Kernsubstanz ihrer Wählerschaft. Das Umfeld der Nachfolgepartei sei geeignet wegzubrechen, und das dann wahrscheinlich endgültig. Die Gewinnung neuer Gruppen, die einen zahlenmäßigen Ausgleich darstellen könnte, sei zu fragil um ausgleichend zu wirken.
Die überregionalen Wahlen der Jahre 2004 und 2005 haben diese Niedergangsthese nicht bestätigt und dennoch signifikante negative Verschiebungen für die Linkspartei.PDS in den ostdeutschen Großstädten offen gelegt.
Diesen Sachverhalt einer eingehenden Betrachtung zu unterziehen, könnte zur deutlichen Verbesserung der Stichhaltigkeit von Wahlstrategien beitragen, manch entstandenen Mythos über die Partei- und Wählerentwicklung in den Groß- und mittleren Städten zu korrigieren und zuletzt dazu beitragen, unklare Begriffe wie z.B. „sozial diskursives Spektrum“ einer handhabbaren Konkretisierung zuzuführen. Dabei werden die aktuellen Ergebnisse aus der jüngsten Abgeordnetenhauswahl 2006 zumindest überblicksartig in die Betrachtungen einbezogen.

Download-Dokumente: